OPHEODRYS AESTIVUS

Rauhe Grasnatter

Herkunft: südliche USA, Florida (Everglades), Luisianna, South Carolina, bis Mexiko

Lebensraum: besteht aus dichter Vegetation, wie Büschen und Bäumen

Lebensweise: Tagaktiv, arboricol, Insekten jagend

Größe: Gesamtlänge bis 110 cm

Unsere Grasnattern im NDR:

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Beschreibung: schlanke Schlange, grasgrüne Farbe, Beschuppung gekielt, daher der Name rauhe Grasnatter. Es handelt sich um reine Insektenfresser die ihr Futter aktiv jagen und bei Störung recht schreckhaft reagieren können, sie sind sehr schnell.

Haltung: Das Terrarium muss groß und geräumig sein, für ein Paar sollte es mindestens 100x 100x 50 cm (L, B, T) groß sein und an einem ruhigem, möglichst hellem Ort in Südfensternähe aufgestellt werden. Die Tiere brauchen viele Klettermöglichkeiten die aus gut verzweigten Pflanzen, wie Kletterphilodendron, Scindapsus, Rhipsalis, Dischida und anderen Ranken bildenden Gewächsen und gut verzweigten Ästen (z.B. Korkenzieherhasel) bestehen sollten. Versteckplätze dürfen auf keinen Fall fehlen. Um die Luftfeuchtigkeit tagsüber auf Werte zwischen 60 und 70% anzuheben, wird einmal täglich, vorzugsweise in den Vormittagsstunden, gesprüht. Zur Nacht muss das Terrarium wieder abgetrocknet sein. Das Temperaturoptimum liegt tagsüber zwischen 26° und 28°C , Sonnenplätze dürfen gerne etwas wärmer sein. Nachts ist eine Abkühlung auf Zimmertemperatur empfehlenswert, jedoch nicht unter 15°C . Der Bodengrund soll aus staubfreiem Quarzsand bestehen. Die Beleuchtung muss auf jeden Fall UV-Licht und ein bis zwei Spotstrahler für Sonnenplätze aufweisen.

Nahrung: Heimchen, Grillen, Spinnen,Heuschrecken (Vorsicht! Sprungbeine entfernen, Verletzungsgefahr), Fliegen, glatte Raupen , Wachsraupen, Wiesenplankton von unbehandelten Wiesen, glatte Stabheuschrecken, etc.

Bei uns zu Hause: leben zwei Zuchtgruppen in gut bepflanzten geräumigen Terrarien. Sie haben viele Versteckplätze in Form von Kokosnußschalen, tropischen Samenhülsen und Korkröhren. Meist verbringen sie die Nacht in diesen Höhlen. Aber auch in der Winterruhe werden diese genutzt. Wir verordnen den Schlangen nicht wie so oft beschrieben eine Zwangs-Winterruhe, sondern lassen sie frei wählen ob und wann sie sich zurück ziehen. Lediglich die Beleuchtungsdauer wird reduziert, somit fällt die Temperatur im Terrarium von ca. 26 bis 28°C auf ca. 18 bis 20°C, es gibt jedoch immer wärmere Stellen an denen sich die Tiere nach dem Fressen zum Verdauen aufhalten können. Bei uns wird auch im Winter gefüttert, denn wer sich gerade nicht in einer Ruhephase befindet braucht regelmüßig Nahrung. Grasnattern vertragen keine langen Hungerphasen, es sei denn sie haben sich selbstständig für 4 bis 6 Wochen zurückgezogen. Wir beginnen meist im Oktober mit der Reduzierung der Beleuchtunsdauer von 13 Stunden auf ca. 7 Stunden. Wieder hochgestuft wird dann ab Februar, und oft fangen die Tiere trotz der kurzen Lichtperiode schon an zu balzen und sich zu paaren, da ihre Terrarien in Südfensternähe stehen, und sie durch länger werdende sonnige Tage beeinflusst werden. Eine Feststellung die wir gemacht haben ist, dass Grasnattern die das Tageslicht sehen können, sich mit ihren Aktivitäten fast ausschließlich danach ausrichten. Das heißt, an dunklen Regentagen ist im Grasi-Terrarium nichts los, aber an sonnigen Tagen kann man sie sehr gut in ihrem Verhalten beobachten.

Fortpflanzung: Hat man bei der Winterruhe alles richtig gemacht, werden die Schlangen im Februar/März mit der Balz beginnen, dazu schlängeln sich die Männchen dicht an die Weibchen heran, verfolgen sie durch das ganze Terrearium, zucken mit dem Kopf, bezüngeln den gesamten Körper des Weibchens, versuchen sie zu umschlingen um sich schließlich nach mehreren Tagen wilder Jagd mit ihr zu paaren.

Eine Paarung kann bis zu 20 min. dauern, und es können noch weitere folgen, die Balz und Paarungszeit kann bis zu 3 Wochen anhalten, was die Männchen stark mitnimmt, denn zur Nahrungsaufnahme kommen sie während dieser Zeit kaum.
Nach erfolgreicher Paarung muß den Schlangen reichlich Nahrung angeboten werden, die Weibchen nehmen nun langsam an Leibesumfang zu, bis sie nach ca. 40 bis 45-tägiger Trächtigkeit anfangen unruhig im Terrarium umherzuschlängeln. Sie suchen nun jede ihnen geeignet erscheinende Höhle und Ritze ab, und untersuchen sie auf Gelegetauglichkeit, das gewählte Versteck darf nicht zu stark austrocknen, aber auch keiner Staunässe ausgesetzt sein. Ablageplätze in luftiger Höhe mit mit Temperaturen um 28°C werden bevorzugt.


Ein perfekter Eiablageplatz wird zuverlässig immer wieder genutzt, z.B. der Wurzelballen eines epiphytischen Farns. Das erleichtert uns die Suche nach den Gelegen. Sie werden vorsichtig entnommen und in einer Heimchenbox mit kleinen Löchern im Boden in feuchte Schaumstoffflocken zu 2/3 eingebettet. In den Dosendeckel wird Fliegengaze eingesetzt.


Nun wird die Box mit dem Gelege in einen Inkubator überführt. In diesem befindet sich im unteren Teil Wasser, welches mittels eines Aquarienheizstabs auf 28°C erwärmt wird.
Direkt über der Wasseroberfläche wird die Box mit den Gelegen platziert, den Abschluß bildet noch ein Deckel an dem das verdunstete Wasser kondensiert, so dass nun die Luftfeuchte im Inkubator nahe 100% liegt und die Eier trotzdem nicht in der Nässe liegen.

Dank dieser Methode haben wir meist eine 100%ige Schlupfrate. Die Zeitigungsdauer liegt (wie die Trächtigkeit) auch wieder zwischen 40 und 45 Tagen. In dieser Zeit muß regelmäßig der Wasserstand im Inkubator überprüft werden.
Die Eier "wachsen" während der Zeitigung um rund 1/3 und sind prall gefüllt, kurz vor dem Schlupf fallen sie etwas ein, und es zeigen sich auch schon bald die ersten Schnitte in den Eihüllen. Es tritt Gallertmasse aus, und nach einiger Zeit schauen die ersten kleinen Köpfchen heraus. In dieser Stellung verharren die Jungtiere oft Stundenlang und dürfen nicht gestört werden.

Aufzucht der Jungtiere

sind alle Jungtiere geschlüpft, wird die Dose in ein Aufzucht-Terrarium überführt, vorsichtig der Deckel mit der Fliegengaze entfernt, und wieder geduldig gewartet bis sich die Mini-Schlangen nach ca. einer Woche selbst aus der Schachtel herausbewegen um sich das erste Mal zu häuten. Bis dahin bleiben sie meist tief zwischen den noch feuchten Schaumstoffflocken vor neugierigen Blicken verborgen. Haben sie dann ihre erste Häutung hinter sich, kann man ihnen Nahrung in passender Größe anbieten. Das Nahrungsspektrum gleicht denen der Eltern, die Insekten müssen jedoch sehr viel kleiner sein. Wir fangen meist als erste Nahrung kleine Spinnen, es können aber auch gleich kleine Heimchen und Stabheuschrecken gereicht werden. Das Futter wird direkt ins Terrarium gegeben, die Tiere sollen ihren natürlichen Jagdtrieb ausleben. Es können Jungtiere aus verschiedenen Gelegen zusammen in einem Terrarium aufgezogen werden, sofern der Größenunterschied nicht zu gravierend ist.
Das Terrarium muß absolut dicht sein, denn die kleinen Schlangen sind gerade mal 3mm dick, und passen durch die kleinste Ritze!
Die Kleinen wachsen im ersten Jahr gut heran, und im zweiten Lebensjahr setzt die Geschlechtsreife ein, bei den Männchen etwas früher als bei den Weibchen.
Mit ein wenig Respekt vor der Kreatur und Geduld kann man viele Jahre Freude an den Tieren haben.

 

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